Man kennt das ja, die „kleinen“ Umwege. Während alle anderen die Abkürzung über den Rasen nehmen, schleicht sich bei uns MS’lern, gerade bei Gangstörungen, ein gesteigertes Bedürfnis nach „gesichertem“ Untergrund ein.

Die Gangunsicherheit fordert es einem geradezu ab möglichst nicht über unebenen oder schrägen Boden zu gehen, da die schwammige „Boden-Wahrnehmung“ und das unzuverlässige Gleichgewichtsempfinden einen herausfordert. Ständig hat man das Gefühl zu taumeln und im Hinterkopf begleitet einen die Sorge zu stürzen, deshalb am Besten: Höchste Konzentration beim Gehen!

Beim Gehen rechtzeitig und schnell genug eine Ausgleichsbewegung zu machen ist bei einer gestörten Tiefenwahrnehmung (Propriozeption) nicht so einfach, weshalb MS’ler viele Situationen (und Orte) zu vermeiden versuchen. Wir spüren zu spät oder nicht gut genug eventuelle Bodenunebenheiten.

Wie aktiviert man seine Propriozeption wieder? In der Physiotherapie sollen wir uns gerade hinstellen und wir werden gestupst oder wir stellen uns auf ein Trampolin (oder ein Ballkissen / Therapiekreisel / Schaumstoffmatten / Kippbrett), um mit aktivierter Körperwahrnehmung genau die Ausfallschritte oder Korrekturen wieder in einen Automatismus zu bringen, den wir durch unsere Krankheit verlernt haben und so uns die Sicherheit zu geben die wir beim Gehen auf unebenen Boden benötigen.

Es ist eine zwingende Notwendigkeit sich dieser Herausforderung zustellen, um die Eigenwahrnehmung nicht zu verlernen bzw. wieder zu erlernen, um quasi nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren.